Staatsoberbau

10. Die Ökonomie des unschuldigen Betruges

Ein dogmatisch gewordener Glaube an das vermeintlich segensreiche Wirken freier Märkte ist heute weit verbreitet. Die daraus resultierenden Irrtümer und Illusionen haben sich bei vielen Akteuren aus Wirtschaft, Politik und Medien zu einer Unfähigkeit gesteigert, die Wirklichkeit richtig wahrzunehmen.

John Kenneth Galbraith, geboren 1908, war einer der bekanntesten und einflussreichsten Wirtschaftswissenschaftler der Welt. Er lehrte in Princeton und Harvard, war Mitglied im Kriegskabinett Franklin D. Roosevelts und später u.a. Berater der US-Präsidenten Kennedy und Johnson. Er hat über 30 Bücher geschrieben und zahlreiche Auszeichnungen erhalten. John Kenneth Galbraith ist 2006 im Jahre von 97 Jahren gestorben.

In der Person Galbraiths vereinten sich ein großer wirtschaftlicher Denker und ein grandioser Stilist. Galbraiths Bücher enttarnen die Floskeln des herrschenden wirtschaftswissenschaftlichen Jargons. So wird von freien Märkten geredet, wenn der Kapitalismus gemeint ist, und verschleiert, dass es hierbei immer auch um Fragen der politischen Macht geht. Galbraith hat gezeigt, wie es den Unternehmen gelungen ist, ihre eigene Bürokratie als effizientes Management zu verkaufen, während die staatliche Verwaltung zum Feindbild stilisiert wird.
Seine Forderung – einen Staat und eine Öffentlichkeit, die sich nicht länger von den großen Konzernen und mächtigen Lobbys entmündigen lassen.